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15.05.2016Nitrat im Trinkwasser - Überdüngung in Wasserschutzzone II

Kaum zu glauben, aber selbst in direkter Nachbarschaft zu den Trinkwasserbrunnen wird zu viel Dünger ausgebracht. An einer Grundwassermessstelle sind Nitrat-Werte bis über 72 mg/l dokumentiert und das ist kein Einzelfall. Immer wieder wurde der Grenzwert von 50 mg/l (TrinkwV) überschritten, und das monatelang. Sehr hohe Werte finden sich auch andere Messpunkten um das Gewinnungsgelände.

Die Wassergewinnungsanlage in Warmen versorgt fast das komplette Stadtgebiet Hamm. Der überwiegende Teil des Trinkwassers stammt jedoch aus der Ruhr und somit kann der Grenzwert nach Trinkwasserverordnung durch Mischung eingehalten werden. Dennoch sind die Nitratwerte aus Sicht des BUND zu hoch.

Sauberes Wasser mehr als nur ein Lebensmittel

Sauberes Trinkwasser ist ein hohe Gut, das auch in Deutschland leider zunehmend gefährdet ist. Menschliche Aktivitäten wirken sich nachhaltig negativ auf die Qualität aus. Um so mehr bedarf es des Schutzes und der Vorsorge.
Weite Teile des Ruhrgebiets sind auf das Wasser aus dem Ruhreinzugsgebiet angewiesen, da eigenes Grundwasser nicht in ausreichendem Maße vorliegt. Auch nicht nach dem Wegzug der Schwerindustrie und der damit einhergehenden Halbierung des Wasserbedarfs.

Grundsätzlich hat das Trinkwasser aus der Ruhr eine gute Qualität und braucht daher einen Vergleich mit üblichem Mineralwasser nicht zu scheuen. Allerdings ist das Ruhrwasser stärker noch als Grundwasser durch Einflüsse des Menschen beeinträchtig. Es sind diverse Stoffe aus Bergbau, Industrie, Klärwerken und zunehmend aus der Landwirtschaft. Die Nitratbelastung in der Ruhr stammt situationsbedingt aus den Einleitungen der Klärwerke und aus der Landwirtschaft.

Es sollte weniger Nitrat sein - 10 mg/l (Min/TafelWV) nicht eingehalten

Die Nitratbelastung sollte so gering wie möglich sein. Als Orientierung kann die natürliche Hintergrundbelastung heran gezogen werden (< 10 mg/l). Daneben existiert in der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV) ein Wert von 10 mg/l Nitrat, der als Eigung zur Zubereitung von Säuglingsnahrung heran gezogen wird.

Ziel sollte es daher sein, die Grenze von 10 mg/l Nitrat in der Trinkwassergewinnung an der Ruhr zu unterschreiten. Das ist aktuell nicht der Fall.

Dem Bewilligungsantrag kann man folgende Werte entnehmen. Die Nitratkonzentration im Ruhrwasser in Warmen schwankt zwischen 10 und 20 mg/l. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Schwankungsbreiten einiger Gewinnungsbrunnen.

Nitratkonzentrationen Brunnen - Quelle: Bewilligungsantrag EWV Hamm 2016

Quellen reduzieren - Maßnahmen gegen Überdüngung einleiten

Wie groß der Anteil der Einträge im Ruhrwasser aus den Klärwerken ist, konnten wir bisher nicht genau ermitteln. Es dürfte zur Zeit den größeren Teil ausmachen. Hier sollten weitere mögliche Maßnahmen geprüft werden, um die Belastung zu senken.

Nitratkonzentrationen im Grundwasser - Quelle: Bewilligungsantrag EWV Hamm 2016

Unverständlich hingegen ist, dass sich trotz Schutzzonen und Düngeverodnung derartig hohe Konzentrationen im Grundwasser in der Nähe der Trinkwassergewinnung finden lassen. Die Situation in Warmen ist seit langen den Wasserwerken sowie Behörden bekannt und durchaus kein Einzelfall bei der Trinkwassergewinnung entlang der Ruhr.

Ausschnitt Karte Brunnen/WSZ (Bewilligungsantr. EWV Hamm 2016)

Die Quellen / Verursacher lassen sich zumindest hier in Warmen sogar genau ermitteln. Es sind auch die bekannten örtlichen landwirtschaftlichen Großbetriebe beteiligt. Interessant: der Verlauf der Nitrat-Belastung am Messpunkt PBr4 scheint sogar zu steigen. Er liegt übrigens in der Wasserschutzzone II und damit im dirketen Zustrom zu den Gewinnungsbrunnen der Wasserwerke. Der Ursprung dieser Belastung ist, auch nach Auffassung der Wasserwerke, auf landwirtschafte (Über)Düngung zurück zu führen.

Als mögliche Maßnahmen bietet sich neben der Reduzierung der Düngemenge an, die Flächen von Ackerland in Grünland umzuwandeln und zu extensivieren. So wie es überlicherweise anderswo gemacht wird. Die Umstellung auf Ökolandbau würde dazu auch zu einer Verringerung andere Einträge, wie Glyphosat und weiterer Gifte, führen.

Grundsätze zur Landwirtschaft:

Alternativen zur Massentierhaltung
Hintergrund-Informationen beim BUND Bundesverband
Bauernhöfe statt Agrafabriken



Intensivtierhaltung im Kreis Unna

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